Unsere Ahnen lebten bis in den Frühling hinein von ihren Vorräten: Das Wurzelgemüse schlugen sie in Sandkisten ein, die Endivien hingen an Schnüren von der Decke im kalten Keller, der Kohl bekam sein kaltes Plätzchen in einer Ecke. Doch wohin mit den Eiern? Die Hühner legten im Winter nur ab und an mal ein Ei. Deshalb konservierten die Landbewohner im Herbst die Eier in einer Salzlake, einer bewährten Form des Haltbarmachens. Heute sind wir nicht mehr darauf angewiesen, dass wir über Winter zur Abwechslung mal ein eingelegtes Ei essen können, nichtsdestotrotz schmeckt dieser ehemalige Küchenstar auch dem modernen verwöhnten Gaumen. Vielleicht suchst du noch ein schönes Küchengeschenk für die Osterzeit, dann lass uns eine Gourmetvariante ausprobieren: würzige Soleier in einem Honig-Senf-Sud.


Würzige Soleier bleiben auch ohne Kühlung lange haltbar
„Soleier sind in starker Kochsalzlösung eingelegte, hartgekochte Eier. Durch die Salzlösung werden die Eier konserviert und bleiben ohne Kühlung einige Zeit haltbar. Sie sind ein traditionelles Gericht besonders der Berliner Küche und gehörten dort in Kneipen zum Standardangebot aus dem „Hungerturm“. (Quelle: Wikipedia)
Den Hungerturm finden wir als ein Relikt der Berliner, aber auch der Kölner Kneipenszene vor. Die Bezeichnung geht wohl humorvoll auf die früheren Gefängnisbauten von Burgen oder an Stadtmauern zurück. Traditionell stand in den Kneipen auf dem Tresen eine rundum verglaste, mehrstöckige Vitrine. Hier bot der Wirt seinen Gästen deftige Gerichte wie belegte Brote, Rollmöpse, Schmalzbrote, Buletten und natürlich Soleier für den kleinen Hunger zwischendurch an. Heute dürfen Soleier nur noch gekühlt gereicht werden.
„Über die Haltbarkeit von Soleiern bestehen unterschiedliche Auffassungen. Nach etwa vier Wochen Lagerung in der Salzlake beginnt sich das Eidotter grünlich bis bläulich zu verfärben und es entwickelt sich ein leicht schwefliger Geruch. Unter Kennern gilt das aber als Qualitätsmerkmal. Grundsätzlich sind Soleier auch noch nach einigen Monaten genießbar.“ (Quelle: Wikipedia)


Unsere Soleier stehen bereits seit acht Wochen im Kühlschrank und sie schmecken nun besser als zu Beginn, sehr viel aromatischer.
Traditionell werden Soleier folgendermaßen gegessen:
- Ei schälen und längs halbieren
- Dotter herausnehmen
- Mulde mit etwas Öl, Essig und Pfeffer würzen
- Dotter draufsetzen
- Klecks Senf draufgeben
- mit einem Bissen verzehren
Mit Eiern kann so vieles gezaubert werden:
- Bärlauch-Eierbutter mit Sauerrahm
- Eieraufstrich mit Frischkäse und Allerlei
- Ei, Avocado & Kopfsalat (Rezension)
- Eierbutter mit Bergkäse und Schnittlauch
- Eier-Curry mit roten Linsen und Gemüse
- Eierlikör mit Honig
- Eierlikör-Haselnusstorte
- Eierlikör-Pudding mit frischer Mango
- Eierquark mit Leinöl zu Pellkartoffeln
- Eiersalat mit Rote Bete und Senf-Dill-Creme
- Eiersalat mit Schnittlauch
- Eiersalat nach Landfrauenart
- Eierschmier mit viel Schnittlauch – altes regionales Rezept
- Eier in italienischer Tomaten-Paprikasauce á la Shakshuka
- Feigenquiche mit Ei
- Käse-Eierpfannkuchen mit Dinkelvollkornmehl
- Linsen-Salat mit Ei im Kresse-Nest
- Rühreier mit grünen Bohnen und Paprika auf mexikanische Art
- Spaghetti mit viel Geschmack und krossem Spiegelei
- Spinat-Mini-Vollkornpizza mit Wachtel-Spiegelei
- Spinattorte mit Ei



Zutaten
16 Eier von glücklichen Hühnern
1,5 l Wasser
40 ml Essigessenz 25%
60 g Salz
60 g Honig, geschmacksneutral
1-2 getrocknete rote Chilischoten
Zwiebelschalen von 2 Zwiebeln
1 Zwiebel
12 Wacholderbeeren
3 Lorbeerblätter
3 Nelken
2 EL Kümmel
1 EL Senfsaat
So geht es
Zwiebelschalen und die Nelken, deren Geschmack nicht jedermann mag, in ein Gewürzsäckchen geben und zubinden, damit sie nach dem Kochen des Suds ohne Probleme entfernt werden können.
2 Zwiebelhälften, restliche Gewürze und Zutaten mit dem Wasser in einen größeren Topf geben, Eier hinzufügen und alles aufkochen. In 10-12 Minuten die Eier gut hart kochen. Zwiebelhälften und Gewürzsäckchen entfernen.
Die Eier herausnehmen, kalt abschrecken und die Schale von allen Seiten leicht auf einem festen Untergrund aufschlagen, bis die Schale rundherum angeknackst ist. Der Zwiebelschalensud sorgt für eine feine Marmorierung entlang den Bruchstellen der Eierschalen. Die hartgekochten Eier in ein großes bzw. kleinere Gläser mit verschließbarem Deckel einfüllen und mit dem heißen Gewürzsud übergießen. Schnell abkühlen lassen und vor dem Genuss für 5 Tage zum Durchziehen in den Kühlschrank stellen.
Im Kühlschrank halten sie wochenlang.
Tipp:
Einige Eier mit Sud in schöne kleinere Gläser füllen und verschenken - ein etwas ungewöhnlicheres Geschenk aus der Küche.
Wie wäre es mal mit einer anderen Variante, z.B. einen Würzsud mit Knoblauch, Rosmarin, Thymian und Pfefferkörnern oder vielleicht mit Curry und mehr Chilischärfe? Kräuter und Gewürze ganz nach Wunsch.
Hallo, wie gefällt dir dieses Rezept? Hinterlasse mir gerne einen kleinen Kommentar. Solch eine Rückmeldung ist immer interessant für andere Leser und äußerst motivierend für mich. Ich freue mich darauf, hab vielen Dank.
Im Hause Rübe waren Soleier bisher unbekannt, dafür sind wir jedoch nun umso begeisterter. Sie haben uns rundherum gut geschmeckt, vor allem die Variante mit einem Senftupfer unterm Eigelb. Wer Honig-Senf-Gurken liebt, verneigt sich bestimmt auch vor diesen würzigen Soleiern.
Kennst du Soleier? Welche Erfahrungen hast du mit ihnen gemacht?
Einen lieben Gruß aus der traditionellen Küche
23 Kommentare
Ich habe vor einiger Zeit schon mal von Soleeiern gehört und konnte mir darunter nichts vorstellen. Aber jetzt weiß ich Bescheid! 🙂
Und wie immer: Wunderschöne Bilder!
Liebe Grüße,
Patricia
Liebe Patricia,
das ist prima, wer weiß, vielleicht reizt dich dieses alte Rezept eines Tages.
Liebe Grüße
Sigrid
hej Sigrid,
da kommen Jugenderinnerungen hoch. In den 70er Jahren gab es die auf fast jeder Party und ich habe die auch öfters als Gewürzeier eingelegt.
Das hatte ich schon ganz vergessen 🙂
lg Heike
Hallo Heike,
wirklich schön, wenn da Erinnerungen an früher hochkommen. Nun bin ich aber überrascht, dass du sie selbst schon eingelegt hast – uns waren sie unbekannt.
Liebe Grüße
Sigrid
Guten Morgen meine Liebe,
was für eine tolle Idee!!!!! und wie immer bei Dir, ein wunderschönes Bild!!!! Du schaffst es sogar, ein paar "Eier" groß rauszubringen!!!!!
Das hat mich so inspiriert, das Ostern diese Eier bei uns auf den Tisch kommen!!!! Klasse!!!!
Ich Danke und wünsche Dir, einen wunderschönen Sonntag……Charlotte
Liebe Charlotte,
auch Dir einen schönen Sonntag und hoffentlich nicht so regenreich, wie bei uns. Das freut mich, dass ich Dich inspirieren durfte, vielen Dank für Dein Lob. Wahrscheinlich sind unsere Eier bis Ostern alle weggefuttert. Egal, werden halt wieder welche angesetzt.
Ganz liebe Grüße
Sigrid
Hallo Sigrid,
na da hast Du ja wieder etwas aus dem Hut gezaubert! … ich kann mir sehr gut vorstellen, dass uns diese Eiervariante auch schmecken könnte wenn ich so die Zutatenliste sehe! besonders schön finde ich auch die Beschreibung, wie man sie essen sollte! … da hätte ich doch so einiges falsch gemacht *lach* … dieses Rezept werde ich mir auf jeden Fall merken! Isst man die Eier denn traditionell zu einem Vesper?
Wie Du siehst hast Du mich neugierig gemacht!
LG Britta
Liebe Britta,
das freut mich, dass ich Dich neugierig gemacht habe. Mir ging es nicht anders, als ich auf diese Eier aufmerksam wurde. Gegessen wurden sie zu vielen verschiedenen Anlässen, zum Osterfest, zum Neujahrsempfang, als Zwischenmahlzeit in den Kneipen, du siehst, es ist ein altwürdiges Fingerfood. Ob sie traditionell zum Vesper gegessen wurden, kann ich Dir nicht sagen, doch so essen wir sie, abends kommen sie zum Vesper auf den Tisch.
Liebe Grüße
Sigrid
Liebe Sigrid, von Soleier habe ich nie etwas gehört. Und auch wenn deine Bilder sehr schön sind, weiß ich nicht ob ich mich trauen würde sie zu kosten. Aber wer weiß…wenn mir niemand sagt was es sind…dann sicherlich 🙂 Und wenn sie mir schmecken, dann will ich wissen was es war. Und wenn nicht…auch…damit ich so etwas nie mehr bestelle :)))
LG, Diana
Liebe Diana,
ich musste schmunzeln über deine Ausführung. Aber glaube mir, meine Soleeier sind einfach nur hartgekochte Eier in einem Salzbad mit Gewürzen eingelegt. Am besten tastest du dich an sie heran und isst sie, wenn sie erst einige Tage eingelegt sind.
Ganz liebe Grüße
Sigrid
Soleier erinnern mich an meine Kindheit bzw. an die Partys meiner Eltern. Ich glaube ich muss auch welche machen und daneben den Mettigel stellen 😀
VG Sascha
Hallo Sascha,
und wenn du den Kalten Hund als Nachtisch dazu stellst, ist die Futterage des holzgetäfelten Partykellers der 50er-Jahre perfekt.
Liebe Grüße
Sigrid
😀 Da hast du Recht!!
Ich habe vergangenen Herbst zum ersten Mal Soleier probiert. An den Sud hatte ich experimentierfreudig, wie ich nun mal bin, Rosenblüten gegeben. Kann man machen. 😉 Die Eier waren aber ungenießbar, denn die Salzlake, wie sie in meinem alt-Berliner Kochbuch steht war doppelt so Salz-haltig, wie ich es später in anderen Rezepten gesehen habe. Ürgs.
Wow, liebe Peggy, du bist wirklich sehr experimentierfreudig. Wirklich schade, dass das mit dem Salzgehalt deiner Soleier nicht hinkam, sonst wären es bestimmt sehr originelle Soleier geworden. Ein Grund mehr, mit neuem Rezept und Schwung an eine diesjährige Partie zu gehen.
Liebe Grüße
Sigrid
liebe Sigrid,
schön das du diese alte Tradition wieder aufleben lässt. In meiner Jugend durften die Sol- und auch Gewürzeier auf keiner Party fehlen. Es war lecker, sättigend und günstig.
Auch später habe ich diese ab und an mal wieder gemacht, aber nun bestimmt seit 30 Jahren nicht mehr gegessen.
lg Heike
Liebe Heike,
da bist du mir um so manche Erfahrung voraus. Ich bin froh, dass ich diese Art von köstlichen Eiern zubereitet habe, es wird Zeit, dass sie wieder aus der Mottenkiste herauskommen.
Liebe Grüße
Sigrid
Liebe Sigrid,
ich habe vor einigen Jahren schon mal Soleier angesetzt, aber so richtig toll habe ich sie nicht in Erinnerung. Eier halt… Dein Rezept liest sich aber mit der Honigvariante um so vieles besser, dass ich sie die Tage noch einmal probieren werde. Ich muss nur noch schnell im Ort bei den Hühnern vorbei 😀
Liebe Grüße
Ute
Liebe Ute,
ich denke, es würde sich lohnen, nochmals einen Versuch mit Soleier zu starten, mir haben sie sehr gut geschmeckt. Und wenn du dann noch aus dem Ort Hühnereier nimmst, kann es nicht besser werden.
Ich drücke dir die Daumen für eine genussvolle Verkostung.
Liebe Grüße
Sigrid
Hallo liebe Sigrid,
jetzt stehen die Eier 7 Tage, nachher wird probiert. Hast du eigentlich eine Idee, was man mit der Lake machen kann? Kann man überhaupt was damit machen? Vielleicht in eine Gemüsepfanne oder Sauce oder so? Und wenn, wie lange ist sie wohl haltbar?
Liebe Grüße,
Ute
Liebe Ute,
vielen Dank dafür, dass du dieses Rezept ausprobierth hast. Ich bin so gespannt, wie dir diese Eier wohl schmecken werden. Auf jeden Fall werden sie im Laufe der Wochen immer pikanter, wenn sie überhaupt so alt werden…..*schmunzel*. Wie wäre es mit einem Schluss Lake ins Kochwasser, wenn du weiche Eier kochst? Mit diesem Trick sollen sie weniger schnell aufplatzen. Genauso geeignet ist die Lake, um das Zusammenkleben von Spaghetti zu vermeiden. Probiere doch einfach mal die Lake und nimm sie für alles, wo du sie dir vorstellen kannst, denn kalt gestellt hält sie bestimmt bis zu 6 Monaten.
Liebe Grüße
Sigrid
Servus Sigrid,
ich finde das Rezept inkonsequent: Honig aufkochen? Essigessenz?
Ich mache seit Jahren Soleier unter Verwendung von gutem Traubenessig und nur einer geringen Menge Zucker. Auch werden bei mir die Eier vor dem Übergießen des Suds geschält. Zum Servieren gebe ich einen Teil des Suds dazu, dann ist dieser auch gut verwendet.
Gerne stelle ich Dir mein Rezept mit Kommentaren zur Verfügung.
Liebe Weihnachtsgrüße
Gina
Liebe Gina,
es gibt so viele Varianten, Soleier zuzubereiten, wie schön, dass Dir Deine so gut schmeckt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir Dein Rezept in einer E-Mail zukommen lassen würdest, gute Tipps nehme ich gerne an.
Hab vielen Dank für Deine Rückmeldung.
Mit einem herzlichen Weihnachtsgruß
Sigrid